Wir widmen den Internationalen Frauentag 2015 der Frauenrevolution
in Rojava und dem Widerstand der Frauenverteidigungseinheiten YPJ!

Am 8. März 2015, 104 Jahre nach der Ausrufung des Internationalen Frauentages, kämpfen Frauen auf der ganzen Welt noch immer gegen das patriarchale Herrschaftssystem. In Erinnerung an die Textilarbeiterinnen in New York, die in ihrem Widerstand ihr Leben ließen, wurde auf der 2. Internationalen Frauenkonferenz 1910, auf Vorschlag Clara Zetkins, der 8. März als Symbol für Frauenkampf und -widerstand verankert. Diese Bewegung, dieser Aufschrei widerhallt noch immer auf den Straßen. Die Revolution gegen Ungleichheit, Sexismus und jede Form der Gewalt hat sich bis heute ausgeweitet und weiterhin Verteidigerin aller menschlichen Werte.

Als Ergebnis der Durchsetzungskraft von Frauen wurde der 8. März im Jahre 1977 zwar von der UNO als Weltfrauentag ausgerufen, dennoch ist er in keinem der Mitgliedsländer offiziell anerkannt. Frauen sind nach wie vor verschiedener Formen der Diskriminierung und patriarchalem Denken und Handeln ausgesetzt. Je mehr Frauen dieses bewusst wird und je mehr sie sich organisieren, desto stärker werden sie systematisch angegriffen. Die Angriffe gegen Frauen, die sich organisieren und kämpfen, vertiefen sich immer mehr und entwickeln sich zu einem systematischen Feminizid, dessen Existenz nicht bewusst ist und als solches nicht anerkannt wird. Dieser Feminizid wird weltweit, von Europa bis nach Afrika, vom Mittleren Osten bis nach Latein Amerika, auf brutale Weise fortgesetzt.

Es wird regelrecht ein unbenannter Krieg gegen Frauen geführt. Mit Ausbeutung und Gewalt wird darauf abgezielt, Frauen als gesellschaftliche Gruppe systematisch einzuschüchtern. Zweifellos haben Frauen gegen diese brutalen Angriffe Widerstand geleistet, sich organisiert und ihren Kampf beständig fortgeführt. Durch ihren jahrhundertelangen Kampf haben Frauen viele Fortschritte erlangt, die gleichzeitig der Ausweitung demokratischer und freiheitlicher Werte der Gesamtgesellschaft zugute kommen. Parallel dazu wurden Gewalt und Kriegsverbrechen gegen Frauen verstärkt und Diskriminierung sowie die Verletzung oder Abwesenheit grundlegender Rechte von Frauen immer mehr ausgeweitet.

Frauen werden Opfer so genannter »Ehrenmorde”, sie werden zwangsverheiratet, vergewaltigt, gesteinigt, sexuell belästigt, ausgegrenzt, verstümmelt, in den Selbstmord getrieben, versklavt und als Kriegsbeute behandelt. Gegenwärtig werden die Angriffe gegen den Körper, die Identität, Gedanken und Gefühle von Frauen, durch Terrorgruppen wie die IS, im Mittleren Osten auf grausame Weise geführt. Sie richten sich gegen alle ethnischen Gruppen und Religionsgemeinschaften, die ihrer Ideologie entgegen stehen, wie z.B. Kurdinnen, Turkmeninnen, Assyrerinnen, Armenierinnen, Araberinnen, Kurdische Ezidinnen, Christinnen, Schiitinnen, Kakai-Frauen, Alevitinnen uvm. angewandt.
Das patriarchale System und seine Denkweisen haben ihre Politik des Feminizids im 21. Jahrhundert noch mehr vertieft. In der Ukraine wurden 400 Frauen als Kriegsbeute verschleppt, vergewaltigt und ermordet. Im Südkurdischen Shengal wurden 3000 ezidische Kurdinnen verschleppt und vergewaltigt und werden auf Sklavinnenmärkten verkauft. In Nigeria wurden innerhalb eines Jahres mindestens 350 Frauen ermordet, 300 Mädchen im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren von der Terrorgruppe Boko Haram entführt. Die Dunkelziffer ist vermutlich viel höher. Hierbei handelt es sich nur um drei extreme Beispiele, die auf weltweite Entwicklungen hinweisen.

Für Frauen gibt es auf dieser Welt keine Sicherheit. Daher müssen Frauen mehr denn je für ihren eigenen Schutz sorgen und ihre Selbstverteidigung organisieren. Genau das geschieht aktuell in Rojava (Kurdisch für Westkurdistan). In den drei selbstverwalteten, kurdischen Kantonen in Nordsyrien kämpfen die Frauen-Verteidigungseinheiten YPJ für die Sicherheit von Frauen und der gesamten Gesellschaft. Die YPJ stehen auch seit Monaten in vorderster Front bei der Verteidigung von Kobane, gegen die Angriffe der IS-Banden.
Der Kampf der YPJ hat nicht nur auf militärischem Gebiet, sondern auch im gesellschaftlichen Bewusstsein einen Freiheitswillen und Widerstandsgeist geschaffen. Die YPJ führt einen Kampf gegen alle Ebenen des Feminizides. So wie 1857 die 129 Frauen im Arbeitskampf ihr Leben gelassen haben, kämpfen heute YPJ-Kämpferinnen ohne zu zögern, entschlossen für die geschaffenen Frauenwerte sowie für die Werte der gesamten Menschheit. Sie begrenzen ihren Kampf gegen Feminizid nicht nur auf einen Tag, sondern verwandeln mit ihrem Kampf jeden Tag zum 8. März.
Ihr Freiheitskampf ist zugleich eine Umarmung aller Frauen auf der gesamten Welt.

Lasst uns, anlässlich des 8. März 2015, die Angriffe auf Frauen in Shengal, Mossul, Kerkuk, Nigeria, Gaza, in der Ukraine und anderswo als Feminizid begreifen und den Widerstandsgeist der YPJ als Verteidigung aller Frauen, überall lebendig werden lassen.
Lasst uns überall dort, wo Frauen Gewalt erfahren, den Widerstand organisieren.
Lasst uns gemeinsam diesen Widerstandsgeist verbreiten, der uns gegen alle Ausprägungen des patriarchalen Herrschaftssystems vereint und stärkt!
Dafür rufen wir alle Frauen, Fraueninitiativen und -organisationen dazu auf, ihre Veranstaltungen, Demonstrationen und Aktionen zum Internationalen Frauentag der Frauenrevolution in Rojava und dem Widerstand der Frauenverteidigungseinheiten YPJ zu widmen.

Hoch die Internationale 
Frauensolidarität!

Widerstand heißt Leben!

Jin Jiyan Azadî
– Frauen Leben Freiheit!

Internationale Vertretung der kurdischen Frauenbewegung
International Representation of Kurdish Women’s Movement
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