Frauendemo 2013

Communiqué

Faltblatt

Frauenräume, eine Notwendigkeit

Entgegen dem Zeitgeist, der behauptet, dass der Frauenkampf nicht mehr nötig sei, weil Frauen auch in Politik und Wirtschaft ihren Platz einnehmen können – entgegen diesem Mainstream und dem damit verbundenen  konservativen Backlash fordern wir Frauenräume, subito! Es reicht nicht aus, dass in den Unternehmen der «Gender Mainstream» zum guten Ton gehört, dass Frauen auch Kanzlerinnen werden und in Wirtschaft und Politik mitreden können. Gleichberechtigung und Gleichstellung sind zu einem Allgemeinplatz geworden, der darüber hinwegtäuscht, dass Sexismus und Diskriminierung sowie die mit viel Unfreiheit verbundene geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und Doppelbelastung immer noch zum Alltag von Frauen gehören.

In einer Zeit, in der Angriffe auf selbstbestimmte Frauenräume stattfinden, ist der Kampf um solche elementar. Wenn Frauenhäuser von AntifeministInnen öffentlich denunziert werden, und das Recht auf Abtreibung von rechter und religiöser Seite her in Frage gestellt wird, gilt es diese «Räume» zu verteidigen. Wenn frauenfeindliche Sprüche im Alltag und sexistische Plakatwände an jeder Hausecke uns Frauen eine ganz bestimmte Rolle in der Gesellschaft zuweisen; wenn der Hauptteil an (Gratis-)Reproduktionsarbeit in Familien noch immer von Frauen geleistet wird und Frauen immer noch viel weniger verdienen; wenn geschlechtsspezifische Fluchtgründe von Migrantinnen nicht anerkannt werden, wenn Mädchen- und Frauenförderungen gestrichen werden und wenn heteronormative Zwänge unsere kreativen Lebens- und  Liebesentwürfe  erschweren…, dann brauchen wir andere Orte, andere Denkweisen und eine andere Politik: Kreative, antipatriarchale, revolutionäre, herrschaftsfreie Räume!

Frauenräume sind das, was wir aus ihnen machen
Frauenräume sind für uns Orte, an denen wir ungestört diskutieren können, wo wir die Möglichkeit haben, mit feministischem Blick die Gegenwart zu analysieren und uns eine selbstbestimmte Perspektive zu schaffen. Hier bleibt der homophobe und sexistische Alltag draussen und es gibt Luft und Mut für Neues.

Frauenräume sind nicht ohne weiters widerspruchsfrei oder revolutionär. Sie entstehen in einer widersprüchlichen gesellschaftlichen Situation und spiegeln diese teilweise wieder. Wir wollen Frauenräume – aber wer sind  wir? Und wen schliessen wir damit aus? Trotz dieser wiederkehrenden  Fragen finden wir es notwendig, dass wir Frauen uns unsere Räume erhalten und erkämpfen. Frauenräume ermöglichen es uns, uns zu organisieren und gegen Sexismus, Rassismus und Homophobie laut zu werden.

Kämpfen wir gemeinsam!
Das Selbstverständnis, dass es richtig ist, Frauenräume einzufordern, darf ruhig wieder einen festen Platz in unseren Köpfen und Herzen einnehmen. Wo sind die unzähligen erkämpften Räume hin, die sich  Frauen seit den 60er Jahren zu eigen gemacht haben? Wo sind die Frauen hin, die diese Räume besetzt, betrieben und genutzt haben? Die Geschichte zeigt, dass viele Frauenräume verschwunden sind. Einige wurden institutionalisiert, wie zum Beispiel das Fraueninformationszentrum, die Frauenhäuser oder das Meitlihuus und einige konnten sich halten, wie der Partyraum TanzLeila oder die jährliche Demo zum internationalen Frauenkampftag in  Zürich.