Verkrustete gesellschaftliche Strukturen zersetzen? Ja, gerne!

Der antifeministische und rassistische Diskurs

Die Krise im reichen Herzen der Bestie scheint ein guter Boden für rechte, reaktionäre Diskurse und Mobilisierungen zu sein. Wenn hier nicht gerade gegen Ausländer_innen im Allgemeinen und Muslim_innen im Besonderen gehetzt wird, dann werden andere Ängste und Alpträume aufgetischt über den Untergang des guten alten Abendlandes.

Dabei ist neben einer mörderischen, rassistischen Politik, die verankert ist in der sogenannte Mitte der Gesellschaft, und dem Ausbau eines reaktionsschnellen Polizeistaates ein weiteres Kampfgebiet eröffnet: Familie, Ehe, Kindererziehung. Es soll angeblich feministische Elemente geben, die am Fundament der Gesellschaft sägen; die Kinder schon im Kindergarten einer Sexualisierung aussetzten; Aids-Lügen verbreiten und die an der Zerstörung der Familie an und für sich arbeiten. Frauen würden dafür bestraft, wenn sie genug Verantwortungsbewusstsein hätten, als Hausfrau ganztags ihre Kinder zu erziehen. Und die jungen Frauen liessen Abtrei-bungen vornehmen, weil ihnen das Verhüten zu stressig sei.

Die Hetze geht weiter, dass der Staat mit einem neuen Lehrplan und den Kinderkrippen eigentlich den Sozialismus einführen wolle, wobei die Schweiz dann endgültig vor die Hunde ginge. Das Chaos sei nahe und die christlichen Werte müssten mit allen Mitteln verteidigt werden gegen Islamisierung und «Genderismus». Nur bei den Muslim_innen, da seien die Frauen wirklich unterdrückt, da müsste unbedingt der einen oder anderen rückständigen Frau zur Emanzipation verholfen werden.

Einblicke in den Status Quo

Dass bei diesem Diskurs eine Wahrnehmungsverschiebung Programm ist, dafür sprechen die Zahlen der offiziellen Statistiken von 2013 und der Alltag vieler Frauen und anderer Geschlechter:

– Noch immer ist der Anspruch der Männer auf durchschnittlich 20 % mehr Lohn für die gleiche Arbeit zu gleichen Voraussetzungen Realität.

– Noch immer bestreiten in Familien mit Kindern mehr als 30 Mal häufiger die Frauen (75.4%) hauptverantwortlich die Hausarbeit als Männer (2.4%). Hinzu kommt die Kindererziehung und alle möglichen Formen von unbezahlter Reproduktionsarbeit.

– Noch immer geht die Mehrheit der Frauen (58.7%) eine (Hetero-) Ehe ein. Noch immer ist in der Schweiz das patriarchale bürgerliche Familienmodell vorherrschend: In 37% der Familien ist die Arbeitsteilung immer noch so: Mann arbeitet 100% und Frau ist 100% Hausfrau. In weiteren 37% der Familien arbeiten die Frauen teilzeit. Nur in 12% der Familien arbeiten beide vollzeit und in nur 
3.4% der Familien arbeiten gar beide Partner_innen teilzeit.

Frauen, wehren wir uns!

Die Krise wird direkt auf die Unterklassen abgewälzt. Um die Auswirkungen abzufedern, soll auch die rechte Propaganda dienen, die patriarchale Familien- und Arbeitsmodelle gerade jungen Frauen schmackhaft machen soll. Dabei trifft die Spar- und Sozialabbaupolitik hier und international die Frauen doppelt und dreifach. Beispielsweise wenn Krankenhäuser und Psychiatrien privatisiert und der Sozialabbau auf allen Ebenen durchgesetzt werden, sind es die Frauen, die die zusätzliche Arbeit leisten sollen und müssen.

Wehren wir uns gegen die Krisenpolitik hier und weltweit. Wehren wir uns gegen die rechte Hetze, die uns nach rassistischen Kriterien spalten und zurück an den Herd zwingen will und immer noch gängige, reaktionäre Rollen und Arbeitsteilungen propagiert, die leider noch nicht durch Frauenkämpfe aufgelöst worden sind! Lassen wir uns nicht wieder in reaktionäre Rollen drängen. Kämpfen wir weiter für die Auflösung von sexistischen Klischees und Realitäten.

Wehren wir uns auch gegen die imperialistische Kriegslogik, die uns weismachen will, dass «im Westen» die Frauen befreit seien und überall sonst Barbarei und Rückständigkeit herrsche. Unterstützen wir die Frauen in Rojava und anderswo in ihren Kämpfen! Für internationale Solidarität und für eine Gesellschaft frei von patriarchaler und kapitalistischer Ausbeutung und Unterdrückung.
Frauen-Café Winterthur
rabia@gmx.ch